Der Schaffner lässt die Leute im Regen stehen

Eine Brücke wurde von einem LKW demoliert. Die gesamte Strecke wird gesperrt. „Bitte alle aussteigen!“ Wie der Schienenersatzverkehr ab nun abgewickelt wird ist unbekannt. Nur ein Schaffner ist zu sehen, der aber schweigt. Alle verlassen den Zug, ohne zu wissen wie es weitergeht. Der besagte Bahnschaffner geht zu einem Taxi hin, verschwindet darin und fährt weg.
Ist Vielleicht seine Arbeitszeit zu Ende? Verspürt er vielleicht einfach keine Lust mehr? Zählt sein Verhalten vielleicht zu jenen Instrumenten und Richtlinien, die zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit beitragen sollen?
Die Reisenden scheinen ab nun kaum eine Rolle mehr zu spielen. „Die haben ja alle nur das DeutschlandTicket!“ Diese Worte scheinen höhnisch die Luft zu durchdringen. Irgendwann nimmt ein Linienbus alle gestrandeten Fahrgäste auf, und irgendwann erreichen sie ihr Ziel, und irgendwann ändert sich etwas.
Einen Schienenersatzverkehr zu organisieren, sollte immer möglich sein. Dazu müssten externe Busse organisiert werden, aber auch eine Durchsage, etwas Betreuung. Das sollte die Deutsche Bahn mit geringem Aufwand hinbekommen!
Hier eine Geschichte aus Waldshut:
Unsicherheit mit Schienenersatzverkehr
Von Waldshut möchte ich nach Ulm reisen. Es fährt jedoch kein Zug, und es gibt keinen Hinweis dazu. Vom Busbahnhof aus gibt es einen Schienenersatzverkehr nach Erzingen. Der Schienenersatzverkehr nach Koblenz startet, und kurz darauf fährt der Bus nach Erzingen vor. Obwohl am Perron genügend Platz wäre, müssen alle Busse vorfahren.

Ein Bus kommt, doch es ist nicht der Schienenersatzverkehr. Mit vier Minuten Verspätung kommt schließlich der richtige Bus, wir steigen ein und erreichen Erzingen ohne Probleme. Ein weiterer Bus fährt hinterher, es hat gut geklappt, aber die Informationsweitergabe könnte stark verbessert werden.
In Singen herrscht Chaos mit Bahnsteigwechseln. Zuerst müssen wir von Gleis 1 auf Gleis 2 wechseln, dann wieder zurück auf Gleis 1. Etwas Bewegung tut gut, aber besser wäre es ohne schweren Koffer. Ein kleiner Exkurs zu den Schaffnern: Sie sind sehr engagiert. Einer von ihnen erwischt Schwarzfahrer. Statt ein Bußgeld zu verhängen, steigt er mit ihnen am Zielbahnhof aus und lässt sie das Ticket am Automaten lösen. Erfahrungsgemäß haben bestimmte Personengruppen jedoch nie Geld. Dennoch gibt es dank des DeutschlandTickets weniger Schwarzfahrer, da sich viele für ihre langen Reisen jetzt doch ein Ticket leisten können.
Unterbrochen in Wüsterwitz – Name ist Programm
Wüsterwitz – die Begebenheit mit Null Organisation beim Schienenersatzverkehr bleibt unvergesslich. Meine Reise begann mit Ungewissheit: Würde der Zug in Magdeburg überhaupt losfahren? Die Anzeigetafel versprach immerhin eine pünktliche Abfahrt Richtung Brandenburg, und damit schien mein Ziel, Potsdam, in greifbarer Nähe. Die Alternative, ein langer Umweg über Stendal brauchte es nicht. Doch wie so oft im Bahnverkehr kam es anders.
In Wüsterwitz war plötzlich Schluss. Der Zug endete. Der Lokführer verweist auf „unregelmäßigen Schienenersatzverkehr“ – was im Klartext bedeutete, dass es schlichtweg keinen gab. Taxis? Fehlanzeige, im Umkreis nur 1 Unternehmen. Die wenigen Reisenden am Bahnsteig standen verloren herum, der Linienbus wäre überfüllt. Drei Busse gibt es am Tag, und der nächste Bus in anderthalb Stunden. Betreuung oder Informationen? Nicht in bei der Deutschen Bahn.
Gerade als Resignation einsetzte, blitzte eine Hoffnung auf. Die Bahn-App meldete, dass der Zug doch wieder fahren würde. Alle strömten zum Gleis 2. Die Anzeigetafel zeigte tatsächlich die richtige Verbindung. Doch zwei Minuten vor der Abfahrt die nächste Überraschung: Gleiswechsel. Jetzt Gleis 1. Der Zug rollte schließlich ein, als wäre nichts gewesen.
Doch eins bleibt: Kaum Informationen. Die Fahrt ging weiter, die Fahrgäste lässt man stranden, kein Personal. Ein Witz der Bahn in Wüsterwitz.